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Zitty 12/2002: Die sanfte Verführung Das Feuerstein hat in der Veteranenstraße ein neues, stilvolles Zuhause gefunden Die sanften Farben sind geblieben. Das indirekte Licht und die Dominanz einfacher Formen auch: Das Feuerstein musste letztes Jahr aus seinem Domizil im Weinbergsweg ausziehen und hat die rotbraunen Töne, runde Lampen und die dezente Einrichtung in die Veteranenstraße mitgenommen. Sogar gut die Hälfte der Stammkundschaft hat den Wechsel mitvollzogen – obwohl sich das neue Feuerstein gegenüber dem Park am Weinberg vom alten zu unterscheiden weiß. „Früher im Weinbergsweg“, erzählt der bulgarische Betreiber Christo, „hatte ich eine Art Kneipe. Jetzt wollte ich eher etwas Leichtes, das mehr den Charakter einer Bar hat.“ Eine leichte Bar – das ist es geworden. Wer die zwei kleinen Räume betritt, auf den Ledersitzen Platz nimmt und durch die großen Scheiben ins Grüne blickt, fühlt sich auf Anhieb beschwingt, irgendwie erleichtert und auf seltsame Weise gut aufgehoben. Die Zimmer sind nicht hoch und wirken dennoch nicht drückend. Das Feuerstein hat einen eigenen, sanften Sound. Es ist ein poetischer Ort, der einem Versprechen gleicht. Das hätte die Lieblingsstätte eines Samuel Beckett werden können, der die kleinen Cafés mit ihrer Mischung aus Intimität und gedämpfter Betriebsamkeit so liebte. „Ich habe das alles aus dem Bauch heraus selbst entworfen und binnen sechs Monaten gestaltet,“ sagt Christo. Und wenn man es nicht schon wüsste, man käme von allein darauf: Christo ist von Hause aus Bildhauer und Maler, hat die Künste in Berlin studiert und ist ihnen treu geblieben. Irgendwann will er wieder mehr Zeit für die Bildhauerei haben, wenn der Laden richtig gut läuft und ihm größere finanzielle Unabhängigkeit garantiert. In seinem ersten Lokal im Weinbergsweg hatte er einen bulgarischen Koch und schnell viele treue Kunden. Bis der Vermieter ihn entgegen alle Versprechungen vor die Tür setzte. Nach zwei Monaten Suche, über 40 begutachteten Objekten und viel Nervenkrieg mit dem Ex‐Vermieter hat Christo die Räume eines ehemaligen Schmuckladens gekauft und umgebaut. Gekocht wird hier jetzt zwar nicht mehr, aber vierzig Cocktails, diverse Drinks, viele verschiedene Kaffeekreationen und gute Weine trösten darüber hinweg. Denn das Feuerstein ist ein Ort zum Wiederkommen: Vornehm und stilvoll, ohne teuer und aufdringlich zu sein. Text: Dirk Pilz |